US-Wahl 2024: Warum der Kongress entscheidend ist

Am 5. November wählt die USA nicht nur einen neuen Präsidenten, sondern auch einen grossen Teil des Parlaments. Warum das Ergebnis des Kongresses entscheidend für die Umsetzung politischer Pläne ist.

Take Aways

  • Nicht nur die Wahl des Präsidenten ist entscheidend, sondern auch diejenige des Kongresses.
  • Kamala Harris möchte die Steuern erhöhen, Donald Trump möchte sie senken.
  • Wenn die Partei des Präsidenten nicht auch das Parlament kontrolliert, werden extreme Beschlüsse unwahrscheinlich.
  • Der derzeit wahrscheinlichste Wahlausgang: eine Präsidentin Harris mit einem geteilten Kongress.
  • Trumps Steuerpläne wären positiv für US-Aktien, Handelszölle hingegen negativ.
  • Die Geldpolitik übt vermutlich mehr Einfluss auf die Finanzmärkte aus als die US-Wahl.

In einem Jahr, in dem bereits in vielen Ländern Wahlen stattfanden, steht die wichtigste noch bevor: Am 5. November entscheidet sich, wer die USA in den kommenden vier Jahren führen wird. Und das betrifft nicht nur den Präsidenten, sondern auch ein Grossteil des Parlaments wird ebenfalls neu gewählt. Auch wenn der mediale Fokus klar auf der Präsidentschaftswahl liegt, ist es wichtig, was für einem Parlament der neu gewählte Präsident gegenübersteht. Denn nur wenn die beiden Kammern des Parlaments von der Partei des neuen Präsidenten kontrolliert werden, lassen sich die Wahlkampfversprechen vollständig umsetzen. Diese sind bei der Demokratin Kamala Harris Steuererhöhungen für Grossverdiener und Unternehmen, während es beim Republikaner Donald Trump vor allem Steuersenkungen und die Einführungen von Handelszöllen sind.

Welche Pläne haben die Kandidaten?

Laut aktuellen Umfragen ist der wahrscheinlichste Wahlausgang, dass Kamala Harris Präsidentin wird, aber mit einem geteilten Kongress: Die Demokraten kontrollieren eine Kammer, die Republikaner die andere. Eine solche Konstellation, in der die Partei des Präsidenten keine Mehrheit in beiden Kammern hat, kam in den letzten Jahrzehnten häufig vor. Das bedeutet, dass der Handlungsspielraum des Präsidenten begrenzt ist; extreme Beschlüsse werden unwahrscheinlich. An den Finanzmärkten dürfte darum keine signifikante Reaktion zu beobachten sein.

Politische Pläne im Vergleich

Der zweitwahrscheinlichste Wahlausgang ist zugleich der gefürchtetste: ein Präsident Trump mit einem von den Republikanern kontrollierten Kongress. Auf dem Programm stünden dann in erster Linie Steuersenkungen, die den US-Aktien einen Schub verleihen würden. Wenn aber, wie von Trump angekündigt, Zölle auf alle Importe eingeführt würden, wäre diese eine Belastung für die US-Wirtschaft, die zu tieferem Wirtschaftswachstum und höherer Inflation führen würde. Für den Aktienmarkt wäre dies ungünstig, weil so die positiven Effekte der Steuersenkungen zunichte gemacht würde. Der US-Dollar würde hingegen profitieren. Ohne Mehrheit im Parlament hätte ein Präsident Trump zwar nicht die Möglichkeit, seine Pläne vollumfänglich umzusetzen, aber er wäre dennoch eine Quelle der Unsicherheit.

Finanzmärkte im Fokus: Was zählt wirklich?

Obwohl die US-Wahl einen Einfluss auf die Finanzmärkte haben kann, gibt es andere Faktoren, die vermutlich wichtiger sind. In erster Linie ist es die Geldpolitik und die damit verbundene Frage, wie rasch und wie weit die Zentralbank die Zinsen senkt. Für US-Aktien kommt die Entwicklung im Bereich Künstlicher Intelligenz hinzu.

Portrait Roger Wohlwend
Roger Wohlwend, Chefökonom der LLB-Gruppe